Die Zoologische Lehrsammlung

Rund 25.000 mikroskopische Präparate, Flüssig- und Trockenpräparate, Skelette, Skelettteile, Modelle und Wandtafeln bilden den Kern der Zoologischen Lehrsammlung am Institut für Biologie der Humboldt-Universität.

 

Sammeln Bewahren Vermitteln

Zoologische Lehrsammlungen haben ihren festen Platz in der Ausbildung von Studierenden. Sie sind daher untrennbar mit der Existenz zoologischer Institute oder zumindest zoologischer Arbeitsgruppen an Universitäten verbunden. Obwohl Lehrsammlungen durchaus auch von wissenschaftlichem Wert sein können, liegt darin nicht ihr Zweck. Bestandteile von Lehrsammlungen sind auch Modelle und Wandtafeln, die der Veranschaulichung dienen, ohne dass sie einen eigenen wissenschaftlichen Wert besitzen müssen. Ihre Bedeutung als Kulturgut bleibt davon jedoch unberührt.

Zoologische Sammlungen erleben in den letzten Jahren eine Renaissance durch die immer weiter wachsende Bedeutung der Systematik im Allgemeinen und als Folge der bestehenden und sich verschärfenden Biodiversitätskrise. Mit der beginnenden Renaissance der klassischen zoologischen Disziplinen sollten nun jedoch auch die Zoologischen Lehrsammlungen entsprechend wieder an Bedeutung gewinnen. Die komplexen phylogenetischen Zusammenhänge lassen sich ebensowenig wie die große Diversität an Arten in den unterschiedlichsten Ökosystemen anhand weniger Modellorganismen darstellen. Die Vermittlung dieser Vielfalt gehört jedoch unabdingbar zur Ausbildung von Studierenden der Zoologie.

 

Der Bestand der Sammlung

In der 1884 begründeten Lehrsammlung befinden sich Modelle, Flüssig- und Trockenpräparate sowie mikroskopische Präparate, Wand- und Lehrtafeln. Neben der ca. 30.000 Objekte umfassenden, heute noch intensiv genutzten Lehrsammlung gehören auch die Forschungssammlungen von Richard Hesse (Histologische Schnitte) und Franz Eilhard Schulze (Schwammpräparate) zum Bestand.

Ziel der Sammlung war und ist der Einsatz in der Lehre. Die Exponate sollen als Beispiele und als besondere Exemplare für bestimmte Phänomene aus dem Tierreich dienen. Noch heute werden die Objekte in den Lehrveranstaltungen eingesetzt. Die Sammlung verfügt über diverse Schätze, wie seltene Glasmodelle von Leopold und Rudolf Blaschka oder die Leuckartschen Tafeln vom Ende des 19. Jahrhunderts, die als mehrfarbige Lithographien eine große Detailgenauigkeit aufweisen.

 

Aufarbeitung der Wachsmodelle

Die anatomischen und entwicklungsgeschichtlichen Wachsmodelle vom Ende des 19. Jahrhunderts verbinden in einzigartiger Weise biologische Genauigkeit, didaktisches Potenzial und ästhetische Wirkung. Darüber hinaus stellen sie ein hervorragendes Zeugnis für wissenschaftsgeschichtliche Fragestellungen dar. Die Zoologische Lehrsammlung verfügt über zahlreiche Wachsmodelle verschiedener führender Hersteller wie Ziegler (Freiburg), Weisker/Loth (Leipzig) und Keller (Berlin). Es handelt sich um Entwicklungsserien von Lanzettfischchen und Flusskrebses sowie Larven von Meereswürmern, um Parasiten des Menschen wie Bandwürmer, Trichinen und Krätzmilben und um Stadien von Vorratsschädlingen wie Mehlmotte, Korn- und Kartoffelkäfer. Nach teilweise über 100 Jahren der Nutzung in der Lehre befinden sich einige der Modelle in einem problematischen Zustand. Sie sind verschmutzt, Teile fehlen, Farben sind verblichen oder das Wachs ist durch Hitzeeinwirkung verzogen.

 

Restauration der Wandtafeln

Der heutige Bestand der Wandtafeln umfasst über 600 Exemplare, die vorwiegend aus der Zeit zwischen 1860 und 1960 stammen. In der Wandtafelsammlung befinden sich auch die wertvollen, detailgetreuen und lebensnahen Lithographien der Leuckart’schen und der vergleichbaren Pfurtscheller Wandtafeln sowie zahlreiche Tafeln, die am Institut in enger Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Graphikern hergestellt wurden. Die meisten Tafeln werden auch heute intensiv in der Lehre genutzt. Sie ergänzen in hervorragender Weise moderne elektronische Medien, da sie während der gesamten Lehrveranstaltung sichtbar sind und sich so besser einprägen. Die zahlreichen Schemata demonstrieren in ausgezeichneter Weise die wesentlichen morphologischen Kennzeichen der dargestellten Organismen. Ähnlich wie bei den historischen Modellen, lassen sich auch bei den Wandtafeln wissenschaftliche und kulturhistorische Aspekte verknüpfen und diskutieren. Das Papier der Wandtafeln ist in einem teilweise schlechten Zustand und die Patina von über einem Jahrhundert Nutzung überdeckt die Abbildungen.

 

Schaffung einer Ausstellungsfläche

Die Zoologische Lehrsammlung verfügt über zahlreiche sehr wertvolle wissenschaftliche und kulturhistorische Objekte mit teilweise großem Schauwert, die die Humboldt-Universität gerne in einer Ausstellung präsentieren möchte. Damit stellt sie nicht nur ein hervorragendes Werkzeug zur studentischen Lehre dar, sondern ist auch für die Öffentlichkeit von großem Interesse. Dies hat sich nicht zuletzt bei der Präsentation von Sammlungsgegenständen im Rahmen von öffentlichen Ausstellungen wie „Theatrum naturae“, „WeltWissen“ und „Ästhetik des Kleinen“ gezeigt. Leider entspricht die momentane Unterbringung der Lehrsammlung weder dem pädagogischen Anspruch noch den notwendigen Standards zur Sicherung des Bestandes und zur Sicherheit für die Mitarbeiter. Die Beleuchtungssituation und die Brandsicherheit sind nur einige der Baumaßnahmen, die zur Verbesserung der allgemeinen Situation dringend vonnöten sind. Die Technische Abteilung der Humboldt-Universität hat schon Pläne entworfen, es fehlt allerdings an Mitteln, diese umzusetzen.

 

Ihre Unterstützung

Die Stiftung Humboldt-Universität konnte dank der Spenden ihrer Förderer die Aufarbeitung der Wachsmodelle unterstützen, denn eine sorgfältige Restaurierung durch Spezialisten ermöglichen. Sollten Sie weitere Fragen bezüglich des Projekts haben, können Sie uns gerne kontaktieren.